Die Zahlung einer gemeinnützigen Körperschaft an eine gemeinnützige
Tochtergesellschaft kann eine Spende oder aber eine verdeckte Einlage sein. Die
Abgrenzung zwischen einer Spende und einer verdeckten Einlage ist anhand eines
Fremdvergleichs durchzuführen.

Hintergrund: Spenden an
gemeinnützige Vereine bzw. gemeinnützige Kapitalgesellschaften sind
grundsätzlich absetzbar. Allerdings ist der Abzug der Höhe nach begrenzt, und
zwar auf 20 % des Einkommens oder 4 Promille der Summe der gesamten Umsätze und
der im Kalenderjahr aufgewendeten Löhne und Gehälter.

Sachverhalt: Der Kläger war ein
gemeinnütziger Verein, der auch einen wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb
unterhielt und mit 90 % an einer gemeinnützigen GmbH beteiligt war. Der Kläger
leistete aus den Mitteln seines wirtschaftlichen Geschäftsbetriebs Zahlungen in
den Streitjahren 2014 und 2016 an die gemeinnützige GmbH, deren finanzielle
Lage angespannt war. Er buchte die Zahlungen als Spenden, die beschränkt als
Betriebsausgaben abziehbar waren. Das Finanzamt behandelte die Zahlungen
hingegen als verdeckte Einlagen, die den Beteiligungswert des Klägers an der
GmbH erhöhten, aber nicht den Gewinn minderten.

Entscheidung: Der
Bundesfinanzhof (BFH) erkannte den beschränkt abziehbaren Spendenabzug an und
gab der Klage statt:

  • Die unentgeltliche und freiwillige Zuwendung an eine
    Tochtergesellschaft kann eine Spende oder eine verdeckte Einlage sein. Für die
    Abgrenzung ist eine Veranlassungsprüfung in Form eines
    Fremdvergleichs
    durchzuführen und zu prüfen, ob die Zuwendung
    durch das Gesellschaftsverhältnis veranlasst ist und deshalb als verdeckte
    Einlage anzusehen ist. Eine Veranlassung durch das Gesellschaftsverhältnis ist
    zu bejahen, wenn ein Nichtgesellschafter den Vermögensvorteil der
    Tochtergesellschaft bei Anwendung der Sorgfalt eines ordentlichen und
    gewissenhaften Kaufmanns nicht eingeräumt hätte.

  • Im Streitfall ist von einer
    Spende auszugehen und nicht von einer
    verdeckten Einlage. Nach den Feststellungen der Vorinstanz ging es dem Kläger
    um die Förderung der gemeinnützigen Zwecke der Tochter-GmbH, da der Kläger und
    die Tochter-GmbH im selben Bereich tätig waren. Auch ein Nichtgesellschafter
    hätte daher die Zahlungen geleistet, wenn er den gemeinnützigen Zweck der
    Tochtergesellschaft hätte fördern wollen. Ein Indiz für die Einstufung als
    Spende war auch, dass der Kläger die Zahlungen als Spende gebucht und erklärt
    hatte.

Hinweise: Die finanzielle
Stärkung der Tochtergesellschaft stellte nur einen günstigen Nebeneffekt dar,
war aber nicht das Hauptmotiv.

Denkbar wären auch Betriebsausgaben. Diese wären dann anzunehmen,
wenn der Kläger mit der Zahlung wirtschaftliche Vorteile anstreben würde, z.B.
einen Werbezweck.

Der Ansatz einer verdeckten Einlage hätte für den Kläger den
Nachteil gehabt, dass sein Gewinn nicht gemindert worden wäre; denn die
verdeckte Einlage wäre aktiviert worden und hätte den Beteiligungswert erhöht.

Quelle: BFH, Urteil v. 13.7.2022 – I R 52/20; NWB